Alle Kinder zwischen 6 und 14 Jahren haben in Indien das Recht auf kostenlose und verpflichtende Schulbildung. So will es die indische Verfassung. Die Realität sieht leider etwas anders aus.
Zum einen gehen weniger Mädchen als Burschen zur Schule, was am traditionell patriarchalischen Gesellschaftssystem liegt. Zum anderen gibt es am Land nur wenige erreichbare gute Schulen.Die Hälfte der Kinder bricht die Schule daher nach wenigen Jahren ab. Meist fehlt das Geld für den Schulbesuch. Denn günstig sind nur die öffentlichen Schulen und die sind für ihre schlechte Ausbildungsqualität bekannt.
Lernen heißt auswendig lernen
Unterricht besteht vor allem in den öffentlichen Schulen über weite Strecken nur aus sturem Auswendiglernen. Manche LehrerInnen erscheinen oft gar nicht zum Unterricht. Und das obwohl ihnen der Staat vergleichsweise hohe Gehälter zahlt. Eine gute Ausbildung erhalten daher nur jene Kinder, deren Eltern sich die hohen Schulgebühren guter Privatschulen leisten können.
Dreiklassiges Schulsystem
Die Organisation des Schulwesens ist in Indien zu weiten Teilen den Bundesstaaten überlassen. Im Bundesstaat Tamil Nadu, in dem alle Projekte von COPE angesiedelt sind, gibt es drei Arten von Grund- und Mittelschulen: private englisch-sprachige, private tamilische und öffentliche tamilische Schulen.
Besonders beliebt sind die privaten „English Medium Schools“, die ihren gesamten Unterricht auf Englisch abhalten. Sie beginnen bereits im Alter von vier Jahren und enden mit der Hochschulreife am Ende der 12. Schulstufe, mit 18 bzw. 19 Jahren. Finanziert werden sie von privaten Trägern, die hohe Schulgebühren verlangen. In der Stadt Trichy beispielsweise kostet ein Kindergartenplatz pro Jahr bis zu 500 Euro, am Land um die 115 Euro. Für den Großteil der Familien ist das unerschwinglich.
Eine höhere Schule oder gar eine Berufsausbildung zu besuchen bleibt vielen Kindern daher ebenso verwehrt, wie Chancen auf bessere Lebensbedingungen.